Langfristige Entlastung von Haus- und Facharztpraxen durch Übergabe ärztlicher delegierbarer Tätigkeiten an Nichtärztliche Praxisassistent:innen (NäPas) | Erste Kurse sind gut angelaufen. Interessierte können jederzeit bei den Kursen mit einsteigen
Entlastung für Arztpraxen: Fortbildungsangebot „Nichtärztliche Praxisassistenz“ an der SRH Berufsfachschule Pflege feiert einjähriges Bestehen
Nahezu ein Jahr ist es bereits her, dass die SRH Berufsfachschule Pflege in Pfullendorf eine neue Fortbildung für Mitarbeitende von Allgemein- und Facharztpraxen ins Leben gerufen hat. Als sogenannte Nichtärztliche Praxisassistenz (NäPa) können Praxismitarbeitende verschiedene Tätigkeiten, wie beispielsweise Hausbesuche, diagnostische Maßnahmen oder die Behandlungsüberwachung, selbstständig und versiert übernehmen und damit Ärzt:innen entlasten. „Die ersten Kurse sind gut angelaufen und wir haben tolles Feedback von den Teilnehmenden erhalten. Wir freuen uns sehr, dass wir mit der Fortbildung aktiv zu einer besseren haus- und fachärztlichen Versorgung im Landkreis beitragen können und bieten Interessierten jederzeit die Möglichkeit bei den Kursen mit einzusteigen“, schildert Horst Geiger, stellvertretender Schulleiter der Berufsfachschule Pflege. Neben der NäPa werden dort zudem Pflegefachkräfte sowie Gesundheits- und Krankenpflegehelfende ausgebildet.
Das Angebot ist vor gut einem Jahr gemeinsam mit dem Landkreis Sigmaringen zustande gekommen. Da viele Praxen überlastet sind und daher Patient:innen abgewiesen werden müssen, soll diese Situation mit der Weiterbildung zur NäPa langfristig für Verbesserung sorgen. Diese können ärztliche delegierbare Aufgaben übernehmen, wie die Abnahme von Blut, das Verbinden von Wunden, die Ermittlung des Hilfsmittelbedarfs oder die Organisation von Rezeptverlängerungen. Auch Maßnahmen des Case Managements (zu Deutsch: Fallmanagement) obliegen ihnen, um die Versorgung von Patient:innen bedarfsgerecht und qualitativ hochwertig zu gestalten. Gleichermaßen wird die Beschäftigung von NäPas auch von den Krankenkassen unterstützt, die jenen Praxen einen Strukturzuschlag einräumt sowie die Vergütung der getätigten Leistungen ermöglicht.
Bindeglied zwischen Ärzt:innen und Patient:innen zu sein, die ländliche Versorgung zu verbessern sowie mehr Verantwortung zu übernehmen und aufgrund der höheren Qualifikation eine bessere Vergütung zu erhalten, stellten für viele Teilnehmende die Hauptbeweggründe dar, sich für die Fortbildung zu entscheiden. „Hier an der Berufsfachschule für Pflege in Pfullendorf profitieren wir von kurzen Wegen ohne lange Anreise und kleineren Klassen, wodurch individuelles Lernen und ein enger Austausch möglich sind. Die Dozent:innen gehen spezifisch auf unsere Bedürfnisse ein und das Kursangebot ist sehr abwechslungsreich und interessant gestaltet“, war sich der Kurs rund um Sabine Hilzenbecher, Nadine Riewe, Sabine Küche, Silvia Wichmann und Anja Schönfeldt, einig. Sie alle kommen aus unterschiedlichen Praxen, einige sogar über den Landkreis hinaus.
Die Fortbildung zur NäPa richtet sich an langjährige Mitarbeitende aus Arztpraxen, wie Medizinische Fachangestellte, Arzthelfer:innen und Personen mit einer Pflegeausbildung. Angeboten wird sie im Umfang von 16 Modulen, die sich auf ein halbes Jahr erstrecken. Davon umfasst jedes Modul 8 bis 20 Stunden. Die Module beschäftigten sich sowohl mit medizinischen Krankheitsbildern als auch palliativ-organisatorischen Aspekten, bis hin zu Kommunikation und Notfallmanagement. Abgehalten werden sie vorrangig in der SRH Berufsfachschule Pflege in Pfullendorf und dauern in der Regel jeweils ein bis zwei Tage. Zusätzlich machen die Teilnehmenden Hausbesuche, die dokumentiert und von der Praxisärztin oder dem Praxisarzt bestätigt werden müssen. Die Fortbildung schließt mit einer Lernerfolgskontrolle der Landesärztekammer Baden-Württemberg ab, die die Teilnehmenden in Form von Multiple-Choice-Fragen bestehen müssen.
Die Fortbildung kann sowohl von Praxen als auch Privatpersonen in Anspruch genommen werden. Bei Interesse und offenen Fragen können sich Interessierte an Horst Geiger (horst.geiger@srh.de, Tel. 07552 25-2073) wenden.
